FASIA
„Darf man etwa nicht so egoistisch oder so träge sein und seine Erfahrungen nur für sich behalten? Sie höchstens als Gesprächsfetzen von sich geben?
Nein, man sollte nicht so faul sein! Man sollte sie aufschreiben oder auf Band sprechen.  Nicht um zu zeigen, das ist Fasia Jansen, das hab ich erlebt, hört mal alle zu. Ich meine, um die Zeit kennen zu lernen, in der man nicht gelebt hat! Irgendwie mache ich alles, um denen, die jünger sind, vielleicht ein kleines Bild zu geben, was man empfunden hat und - wie ein Sandkorn am Strand, das sich selber als Sandkorn am Strand betrachtet - erlebt hat.“

Unsere Motivation:

1997 ist die politische Sängerin Fasia Jansen in Oberhausen gestorben.

Fünf Jahrzehnte lang hat Fasia mit ihren Liedern, mit ihrer außerordentlichen Fähigkeit, Menschen für eine freie, gerechtere Welt zu solidarisieren, die Friedensbewegung mitgeprägt.

 

Bei den Weltjugendfestspielen 1951 in Berlin singt sie vor 100.000 Zuhörern zum ersten Mal solo.

Als die ersten Ostermarschierer/innen Anfang der sechziger Jahre auf die Straße gehen, ist Fasia ganz vorn mit dabei, trägt die Ostermarschfahne.

 

Sie engagiert sich gegen den Krieg der USA in Vietnam. Mit ihrem Lied “An meinen amerikanischen Brieffreund Jonny” über einen Bomberpiloten in Vietnam, gewinnt Fasia 1966 den zweiten Preis beim Wettbewerb “Lieder von heute” des Süddeutschen Rundfunks.

Ihre kompromisslosen, direkten und ehrlichen Lieder machen sie zu einer der unbequemsten Liedermacherinnen.

 

In einem Interview sagt Fasia: “Seitdem ich Lieder mache ... haben mich die Massenmedien in der Bundesrepublik tot­geschwiegen. Dieser Boykott kann meine Arbeit nicht zer­stören. Ich singe für Jugendliche, für Arbeiter, wende mich an Mitmenschen, für die ich Lieder schreibe ... um ihnen Mut zu machen, sie die Kraft ihrer Solidarität erkennen zu las­sen.”

 

Fasia ist immer auch an der Seite derer, die um sichere Ar­beitsplätze und gerechten Lohn kämpfen.

Friedensarbeit und gewerkschaftliches Engagement - für Fasia ist das un­trennbar.

 

Sie singt regelmäßig auf Gewerkschaftstagen, begleitet Streiks und steht am 1. Mai steht bei den Kundgebun­gen des DGB immer auf der Bühne.

Als engagierte Gewerkschafterin unterstützt sie mit ihren Liedern zahllose Arbeitskämpfe.

 

Fasia singt Solidarität und lebt sie vor.

 

Sie singt mit den Atomwaffengegnern in England, mit Friedensfrauen in Nordirland genauso wie mit den Müttern der Verschwundenen aus EL Salvador.

Ob es 500 oder 500.000 Menschen sind, wie bei den Friedensdemonstrationen der achtziger Jahre in Bonn, überall wo Fasia auftritt, reißt sie mit, begeistert die Menschen.

 

Fasia ist immer da, wenn sie gebraucht wird, sie fragt nicht, ob sie Geld für ihre Auftritte bekommt, sie kommt.

Zuletzt konnte sie nicht mehr kommen, zu schwer war ihre Erkrankung.

Am Morgen des 29. Dezember 1997 stirbt Fasia an den Spätfolgen ihres aus der Nazizeit stammenden Herzleidens, für das sie, wie so viele nie eine „Wiedergutmachung“ bekommen hat.

 

In den Reihen der Friedensbewegung der Bundesrepublik Deutschland klafft eine Lücke, die nicht wieder zu füllen sein wird.

 

Wir wollen jedoch alles tun, um das Andenken an diese „Große Stimme des Friedens“ zu bewahren. 


Dazu  brauchen wir auch Ihre Unterstützung!



Die besondere Stärke Fasia Jansens war ihre Überzeugungskraft, die nicht zuletzt darin begründet lag, dass sie unterschiedlichste Menschen zu einigen, zu begeistern und zu bewegen verstand.

 

Als Kind unter dem Nationalsozialismus selbst rassisch verfolgt und zur Arbeit in der Lagerküche des KZ-Außenlagers Neuengamme zwangsverpflichtet, galt Ihre ganze Zuneigung und Sorge besonders Kindern, Unterprivilegierten und den von der Gesellschaft Verachteten.

 

Durch die Sicherung, Aufarbeitung und Veröffentlichung des Nachlasses soll gewährleistet werden, dass das beispielhafte Leben und Wirken Fasia Jansens in der Öffentlichkeit nicht in Vergessenheit gerät.


Dem Wunsch Fasias entsprechend haben FreundInnen und WegbegleiterInnen eine Stiftung gegründet, deren Ziel es ist, den Nachlass Fasias für die Nachwelt zu sichern, aufzuarbeiten und zu veröffentlichen.

 

Fasia wollte ein Buch über ihr Leben machen. Dafür hat sie Material gesammelt, ist ihren Erinnerungen nachgegangen, hat die Familie befragt, Tagebücher geschrieben und Gespräche mit vielen Menschen geführt. Sie wollte sich in der Zeit erkennen, die sie durchlebt hat. Das waren dramatische Zeiten voller Wechsel. Ihr Leben ist wie ein Geschichtsbuch über NS-Zeit, Rassismus in Deutschland, die Frühzeit der Bundesrepublik Deutschland und die späteren Entwicklungen, über die Linke, die Bürgerbewegungen, soziale Kämpfe, Widerstandskultur bis zum Ende des Jahrhunderts. Das wollte sie mitteilen, um zu sprechen, statt zu schweigen, auch um aufzuklären. 


Wir gründeten am 1. Mai 1998 die Fasia Jansen Stiftung e.V.


Gründungsmitglieder: Udo Achten, Jutta Ahrweiler, Anneliese Althoff, Manfred Dammeyer, Ulla Dev, Martina Franzke, Lore Hagemann, Angelika Hülsmann, Agnes Hüfner, Heide Kamps, Walter Kurowski, Dieter Linka, Norbert Müller, Rolf Oetter, Christel Priemer, Erika Runge, Annemarie Stern, Dieter Süverkrüp, Verein zur Förderung politischer Bildung, Fabrik K 14 e.V.


Mitgliedschaft

Unsere MitgliederInnen arbeiten nach Kräften, dieses Ziel gemeinsam umzusetzen.