FASIA
„Darf man etwa nicht so egoistisch oder so träge sein und seine Erfahrungen nur für sich behalten? Sie höchstens als Gesprächsfetzen von sich geben?
Nein, man sollte nicht so faul sein! Man sollte sie aufschreiben oder auf Band sprechen.  Nicht um zu zeigen, das ist Fasia Jansen, das hab ich erlebt, hört mal alle zu. Ich meine, um die Zeit kennen zu lernen, in der man nicht gelebt hat! Irgendwie mache ich alles, um denen, die jünger sind, vielleicht ein kleines Bild zu geben, was man empfunden hat und - wie ein Sandkorn am Strand, das sich selber als Sandkorn am Strand betrachtet - erlebt hat.“

Aktuelles



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Samstag, 22. April 2023 -Bremen-Walle- Einweihungsfeier für die Fasia-Jansen-Straße


herzlichen Dank an das Team der Anwohner*innen für die Organisation dieser sehr, sehr beeindruckenden Einweihungsfeier. 

Es war so eine fröhliche und Mut machende Stimmung, ganz wie Fasia es geliebt hätte und auch die vielfältigen Wohnprojekte und Lebensentwürfe, die an der neuen Fasia-Jansen-Straße verwirklicht werden, hätten ihr sehr gefallen.
Wir denken, dass Fasia am Samstag ganz heimlich mit eingezogen ist, in Bremen Walle, irgendwie...
Hier einige Impressionen, wir sind stolz auf die erste Fasia-Jansen-Straße in Deutschland, die damit einen weiteren Erinnerungspunkt setzt,

für die Opfer des Nationalsozialismus.


Bericht Buten un Binnen (Radio Bremen TV) : 

https://www.butenunbinnen.de/videos/fasia-jansen-strasse-100.html

https://www.butenunbinnen.de/nachrichten/virginie-kamche-interview-zu-fasia-jansen-strasse-100.html




Rede Martina Franzke und Ulli Langenbrinck für die Fasia Jansen Stiftung:


Liebe Bremerinnen und Bremer,


die Fasia Jansen Stiftung versucht, seit ihrer Gründung am 1. Mai 1998, den Nachlass Fasias zu sichern und aufzuarbeiten.
Dass heute, 25 Jahre nach Fasias viel zu frühem Tod, hier in Bremen eine Straße nach ihr benannt wird, freut uns unglaublich.
Sie haben damit als Bürgerschaft einen weiteren Erinnerungsort an die Opfer des Nationalsozialismus geschaffen.
Danke, dass wir heute hier mit Ihnen sein dürfen.


Als Kind wurde Fasia mit etwa mit 11 Jahren zum Gesundheitsamt Hamburg befohlen, wo man ihr eine Spritze mit unbekanntem Inhalt zwangsweise verabreicht. Bis heute ist nicht klar, was ihr damals gespritzt wurde. Wenige Tage später wird Fasia schwer krank, sie bekommt Fieber und Herzprobleme. Der Hausarzt diagnostiziert eine akute Herzentzündung.
Fasias Traum ist es, professionelle Tänzerin zu werden, sie besucht eine Tanzschule. Im Februar 1943 wird sie auf Druck der Nazis von der Tanzschule verwiesen.
1944 hätte Fasia, wie andere in ihrem Alter, das sogenannte soziale Pflichtjahr absolvieren müssen. Fasia sollte eigentlich einer Familie im Haushalt helfen, aber wegen ihrer Hautfarbe galt sie als „unzumutbar“ für eine deutsche – aus Nazisicht also arische – Familie.
Die Gestapo zwangsverpflichtete sie stattdessen in die unterirdische Munitionsfabrik Düneberg.
Da dies den sicheren Tod bedeutet hätte, versuchten ihre Eltern verzweifelt eine „Alternative“ zu finden, die von der Gestapo toleriert werden würde. In ihrem Stadtteil, Rothenburgsort, auf dem Gelände der ehemaligen Hanseatenhalle wurden, unter Bewachung der SS, jüdische Frauen aus dem KZ-Neuengamme, russische und französische Kriegsgefangene zur Arbeit gezwungen. In diesem Außenlager des KZ-Neuengamme wurde Fasia zur Arbeit in der Küche verpflichtet. Dort musste sie Suppe für Häftlinge kochen und verteilen.
In Folge der schweren körperlichen Arbeit und des erlebten Grauens brach Fasia zusammen und überlebte nur knapp.
Fasia ist für die Verfolgung durch das Naziregime nie entschädigt worden, sie wurde nie als Verfolgte anerkannt.
Deutsche Gerichte stellten in den fünfziger und sechziger Jahren fest, dass sogenannte „N...mischlinge 1. Grades“ keine systematische Verfolgung durch die Nationalsozialisten erfahren hätten und somit auch keine Entschädigung zu leisten sei.


Als Fasia mal wieder mal im Krankenhaus lag, wegen ihres Herzleidens aus der Nazizeit, hat sie in eines ihrer Tagebücher folgendes geschrieben:


„Warum schreibe ich das heute erst auf?
Es ist absurd, ich schreibe,
rote Nelken stehen an meinem Bett, ein warmes Bett, ja, eben habe ich gut gegessen.
Die, über die ich erzähle, sind -abgeschlachtet. Sie hätten leben können. Wer glaubt mir das alles denn noch? Und ich muss doch erzählen.
Warum schreibe ich das erst jetzt auf? Wie fange ich bloß an? Keine Mitleidsfloskeln, keine Emotionen, keine Kämpferstory.
Wo war die Kamera, das Tonband, die alles festgehalten hätten?
Ihr habt Glück, dass das niemand festgehalten hat.
Ihr könnt schlafen.“


Als Fasia anfing Material zu sammeln, von den Ereignissen, die sie miterlebt hat, wollte sie sich in ihrer Zeit erkennen und denen, die sie nicht miterlebt haben etwas hinterlassen, dass ihnen die Chance gibt, nachzuvollziehen, was passiert ist, wie Fasia es erlebt hat, was sie empfunden hat…
Ihr ganzes Leben lang hat Fasia gegen alte und neue Nazis demonstriert, und dies war leider sehr oft notwendig.
Sie hat Stellung bezogen für Menschenrechte, gegen Krieg und Rassismus. Sie war immer an der Seite der Schwachen, hat zahlreiche Arbeitskämpfe unterstützt und die großen Friedensaktionen mitgemacht.


FASIA:
„Wenn man mich nach meiner politischen Motivation fragt, glaube ich, das hat mit meiner Geschichte zu tun.
Alles, was ich erlebt habe, darf nie wieder passieren.
Ich habe auf eine bürgerliche Karriere verzichtet, aber so viel scheint das nicht zu sein, worauf ich verzichtet habe.
Die meisten liegen ja auf der Couch beim Psychologen und was nicht alles…
Ich konnte meine Wut loswerden, alles, was ich gespeichert hatte, weil ich angefangen habe zu singen…
Ich habe Leute zum Weinen gebracht, aber auch zum Lachen. Und umgekehrt auch…
Meine Lieder waren und sind für mich ein Mittel, mich am Leben zu halten, und meine Würde als Frau, als schwarze Frau zu behaupten.
Irgendwie mache ich alles, um denen, die jünger sind, vielleicht ein kleines Bild zu geben, was man empfunden hat …, wie ein Sandkorn am Strand, das sich selber als Sandkorn am Strand betrachtet- erlebt hat.
Alles, was ich erlebt habe, darf nie wieder passieren.“
„Ich habe schreckliche Sachen gesehen.
Ich habe den unerhörten Leidensweg von Leuten, die nicht in diese Gesellschaft passen sollten, am eigenen Leib erlebt.
Ich habe erlebt, wie man Menschen fertig gemacht hat.
Ja, mich auch!“


Heute ehren Sie das Andenken an Fasia durch die Benennung einer Straße nach ihr.
Ohne wissen zu können, was sie dazu sagen würde… glauben wir, dass sie sicher sehr verlegen wäre. Und den Rummel um ihre Person mit einem verschmitzten Lächeln, wie nur Sie es lächeln konnte, weglächeln würde.
Eines aber würde sie ganz sicher sagen, nämlich, dass sie diese Ehrung stellvertretend für die jüdischen Frauen versteht, die vor ihren Augen abgeschlachtet wurden und keine Chance hatten, weiter leben zu können.


Danke Bremen


FASIA in Büchern




FASIA in Ausstellungen




FASIA in Veranstaltungen und Theaterstücken




Eine Schule wird nach FASIA benannt













Eine Bibliothek in Hamburg




https://arca-ev.de/die-fasiathek/



Eine Straße in Bremen




Recherche Residenz Frauenfilmfestival Dortmund/Köln 2021

https://frauenfilmfest.com/wp-content/uploads/2021/05/IFFF2021_Fasia-Jansen-Residenz.pdf

https://vimeo.com/564681198/c80c370092






Fasia und Hoesch Arbeitskampf "Stahlwerk JETZT!" 1981 Dortmund





Podcast mit freundlicher Genehmigung des Hoesch-Museum Dortmund.

https://hoesch150.podigee.io/.